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Nightster, die sportliche Harley

Die Nightster von Harley-Davidson ist agil, handlich und hat einen revolutionären Motor. Puristischer Look und moderne Technik. Ein Fahrbericht.
Nightster, die sportliche Harley
Harley-Davidson Nightster: im Kurvengeschlängel kommt 

Die neue Nightster von Harley-Davidson kann was – sogar Kurven. Ein Fahrbericht.

Vor ein paar Jahren bezeichnete ich Motorräder aus Milwaukee als «durch und durch amerikanisch: etwas zu gross, etwas zu übergewichtig und etwas zu laut». Keines dieser Adjektive trifft auf das neuste Mitglied der Harley-Davidson-Familie zu. Nightster heisst die Maschine. Vor dem offiziellen weltweiten Launch habe ich die neue «kleine» Harley in Spanien gründlich getestet.

Nur wer sich ändert, bleibt sich treu. Es gibt derzeit kaum eine andere Motorradmarke, die diesen Grundsatz stärker lebt als Harley-Davidson: Der Traditionshersteller konstruiert jetzt moderne Motorräder, die technisch und fahrdynamisch auf der Höhe der Zeit sind.

Klassischer Look, moderne Technik
Der Look der Nightster ist klassisch. Mit ihrem kleinen Tank, dem Solositz und dem kurzen Heckkotflügel führt sie die Sportster-Tradition fort. Ihr Aussehen ist fast schon betont puristisch und lädt dazu ein, die Optik den persönlichen Vorstellungen anzupassen. Dieser Effekt ist durchaus gewollt: Harley bietet knapp siebzig Zubehörteile an.

Die Silhouette der Nightster wirkt schlank und sportlich. Die Sportlichkeit beschränkt sich bei ihr nicht auf Äusserlichkeiten. Apropos Äusserlichkeiten: Der Tank ist eine Attrappe. Der Tankdeckel befindet sich unter der Sitzbank. Gut für den Schwerpunkt. Mir fällt sofort auf, wie leicht sich das Bike anfühlt und wie gut ausbalanciert es ist. Die Nightster wiegt rund 30 Kilogramm weniger als die letzte luftgekühlte Sportster. Sie hat weniger Hubraum, dafür mehr Leistung: ein guter Tausch.

Herzstück ist ihr Motor, der Revolution Max 975T. Eine abgespeckte Variante des Revolution Max 1250, der mich schon bei der Sportster S und der Pan America begeisterte. Er ist ein tragendes Element, das spart Gewicht. Der Motor mit 975 Kubikzentimetern erfreut mich mit seiner Performance. Ein Knopfdruck, und der Zweizylinder erwacht. Der Sound ist angenehm – kernig, aber nicht penetrant.

Vom Start weg zieht sie gut ab. Und bei rund 3000 Umdrehungen ist der Spass lange nicht vorbei. Im Gegenteil. Die Nightster hängt gut am Gas, ist drehfreudig und lässt sich willig durch die Kurven zirkeln. Sie ist ausgesprochen handlich und agil. Ohne Zweifel: Die «Kleine» ist ein munterer Spassbringer.

Die Sitzhöhe von 700 Millimetern sorgt bei kürzeren Fahrern und Fahrerinnen für Selbstvertrauen, weil sie mit beiden Füssen problemlos den Boden erreichen. Auch für mich mit meinen 184 Zentimetern ist die Sitzposition bequem, dennoch aktiv, und der Kniewinkel ist entspannt. Nach stundenlanger Fahrt schmerzen keine Körperteile. Lästige Vibrationen und eingeschlafene Hände? Fehlanzeige. Die Fussrasten sind mittig angebracht. Der analoge Rundtacho liegt gut im Blick und passt perfekt zum Look. Alle Bedienelemente und Armaturen sind problemlos erreichbar.

Für stundenlanges Geradeausfahren ist dieses Motorrad zu schade. 32-Grad-Schräglagenfreiheit versprechen die Konstrukteure. Wir holen locker etwas mehr raus und kitzeln in den Kurven mit den Fussrasten den spanischen Asphalt. Der Strassenbelag ist griffig, genau wie die Bereifung. Drei Fahrmodi lassen sich per Knopfdruck wechseln: Sport, Touren und Regen. Im Regenmodus wird die Leistung merklich reduziert. ABS, Traktionskontrolle, Tempomat und selbstrückstellende Blinker sind serienmässig.

Weniger ist mehr, ausser beim Preis

Im Preis unterscheidet sie sich deutlich von ihrer Vorgängerin: Die alte Sportster galt als günstiges Einstiegsmodell in die Harley-Welt. Im Jahr 2021 fiel sie den europäischen Lärm- und Abgasnormen zum Opfer. Für die Nightster muss man ein paar Tausender tiefer in die Tasche greifen.

Fazit: Die Frischzellenkur tut der Sportster gut. Es macht Freude, die Nightster zu fahren. Sie ist tourentauglich. Ihr Motor ist ein Gedicht. Fast 40 Kilogramm weniger und der niedrige Schwerpunkt sorgen dafür, dass der Fahrspass nicht von der Kraft des Fahrers oder der Fahrerin abhängt. Sie ist sportlich – genau wie ihr Preis.

FAKTEN: Harley-Davidson Nighster (Traktionskontrolle, selbstrückstellende Blinker, ABS, Motorschleppmomentkontrollen, Keyless), flüssigkeitsgekühlter V2 60-Grad-V2-Motor, Hubraum 975 ccm Leistung 66 kW, 90 PS, Drehmoment 90 Nm, Leergewicht (fahrfertig) 221 kg, Kraftstoffverbrauch ca. 5,1 l (Herstellerangabe), Antrieb Zahnriemen, Sitzhöhe 705 mm, Standgeräusch 90 dB, schwimmend gelagerte Einzelscheibe vorne und hinten

Unverbindliche Preisempfehlung Schweiz: ab 15'700 Fr.

Handelszeitung Nr. 18 vom 5. Mai 2022
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