Ist Clubhouse dem Untergang geweiht?
Abgesänge auf Clubhouse liegen ja unheimlich im Trend. Und richtig beobachtet: Der erste Hype ist vorbei.
Ist das schlimm? Nö. Ist ein bisschen so wie in einem lässigen Club, der plötzlich als heisser Geheimtipp die Runde macht, und alle hinrennen. Viele sind jedoch nicht aktiv, sondern wollen nur mal gucken, Zaungäste ist das Stichwort. Andere sind Selbstvermarkter. Und das ist ebenfalls nicht so gut für die Stimmung.
Es ist ein bisschen so wie bei Corona: Die erste Welle ist nicht die entscheidende.
Paul Graham veranschaulicht das in seinem «Startup Curve»-Chart:
Clubhouse befindet sich im Augenblick im Stadium der «Releases of Improvements», also der Zeit, in der substantielle Verbesserungen an der App vorgenommen werden und eine Reihe neue Features integriert werden: zum Beispiel eine Bezahlfunktion für Creators. Und so funktioniert's.
Hauptkritikpunkt ist, dass die App nur Besitzer eines iPhones in den Club lässt. Das erhöht die Exklusivität, aber sorgt für Verdruss. Bei einer Android-Quote von 70 Prozent verständlich.
Aber hey: Was stört es die Leute im Club, wie viele draussen in der Kälte bleiben müssen? Angeblich wollte Twitter die knapp ein Jahr alte Plattform für vier Milliarden Dollar kaufen. Es kam kein Deal zustande.
Dafür kommt Twitter jetzt mit seiner eigenen Version «Twitter Spaces» um die Ecke. Die ist zwar auch Beta, aber Android-Nutzer dürfen mitmachen.
Auch eine Reihe anderer Player wollen ihren eigenen Clubhouse-Klon an den Start bringen. Zum Beispiel Linkedin, Telegram und (unvermeidlich) Facebook. Damit nicht genug: sogar Spotify und Discord. Achja, und Reddit. Kurz: Ungefähr so ziemlich alle.
Warum ich trotzdem an den Erfolg von Clubhouse glaube? Die Macher sind äusserst kreativ und das Wichtigste: Sie haben eine aussergewöhnliche Community. Leute, die auf anderen Plattformen oft keine Stimme hatten, kommen auf Clubhouse gross raus. Sie sind kreativ: Die Mischung zwischen Radiosendung und privater Kommunikation ist attraktiv.
Kurz: Wer Clubhouse für tot hält, ist nicht dort. Es gibt nach wie vor neue Mitglieder, viele Räume – und vor allem im englischsprachigen Räumen sehr viel Qualität und hochkarätige Kontakte. Nicht nur zu NFTs. Aber auch.
Es ist wie in jedem Club: Es kommt nicht drauf an, wie viele Leute drin sind, sondern welche und auf die Stimmung. Aber: Es gibt natürlich immer mehr Räume und Clubs, die äh, eher so na ja sind. Das bedeutet, man verpasst leicht interessante Räume und sieht dafür welche, die einen nicht interessieren.
Im Mai soll die Android-Version ausgerollt werden, und die Bezahlfunktion soll schon in den nächsten paar Wochen für alle (!) Creators kommen.
Disclaimer: Dieser Text entstand im April 2021 als Nullnummer meines Newsletters.